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Datum & Uhrzeit: 2015-08-20
Autor: Carsten Friese, HSt
Es ist die größte Investition in die Notfallrettung im Stadt- und Landkreis Heilbronn seit mindestens 25 Jahren. Nachdem die Retter im Jahr 2014 zu oft zu spät an Unfallorten ankamen und die vorgegebene Hilfsfrist von maximal 15 Minuten in zu vielen Fällen nicht einhielten, wird das System auf ein neues Fundament gestellt.Bis spätestens Anfang 2016 sollen zwei neue Rettungswachen in Heilbronn und Bad Wimpfen entstehen. Insgesamt kommen im Unterland drei neue Rettungswagen dazu, zudem zwei Notarzteinsatzwagen. 30 zusätzliche Rettungskräfte sind für die neuen Fahrzeuge vorgesehen, die teilweise rund um die Uhr, teilweise im Tagdienst abrufbar sind. Als „großen Schritt zu einer besseren Versorgung“ der Bevölkerung bewertet DRK-Kreisgeschäftsführer Ludwig Landzettel auf Stimme-Anfrage die Änderungen. Dringend und sofort erforderlich nennt er die Maßnahmen. Kostenpunkt: etwa 1,5 bis zwei Millionen Euro pro Jahr.Roter Bereich Der Bereichsausschuss aus Krankenkassen und den Verbänden DRK und ASB hat diesen Beschluss gefasst. Zuvor war die Hilfsfrist, nach der die Retter in 95 Prozent aller Fälle in 15 Minuten am Unfallort sein sollen, deutlich in den roten Bereich gesackt. Mit 89 Prozent (Rettungswagen) und 87 Prozent (Notärzte) lag Heilbronn im Vorjahr landesweit im Tabellenkeller. Eine Gutachterfirma nahm die Rettungsdienststruktur unter die Lupe und schlug die nun beschlossene neue Struktur vor.Steigende EinsatzzahlenSteigende Einsatzzahlen macht Landzettel an erster Stelle für die Reform verantwortlich. Dieser Trend werde bei einer alternden Bevölkerung wohl auch anhalten. Den größten Verbesserungsbedarf sahen die Experten in den Bereichen Heilbronn und Bad Friedrichshall (mit Neckarsulm, Bad Wimpfen). In diesen „Epizentren“ der Einsätze (Landzettel) wird nun deutlich nachgerüstet (siehe Grafik). In Löwenstein sahen die Gutachter es zudem als notwendig an, ein eigenes Notarztfahrzeug einzusetzen, das rund um die Uhr alarmbereit ist.Bisher waren das Rote Kreuz (sieben Wachen) und der ASB (vier Wachen) für die Einsätze im Unterland verantwortlich. Jetzt übernehmen Malteser (Bad Wimpfen) und Johanniter (Heilbronn) die Standorte der zwei neuen Rettungswachen. Landzettel erklärt dies damit, dass bei einer solchen Strukturreform laut Landesgesetz alle Verbände in den Abstimmungsprozess einzubeziehen sind. Beide Neuen wollten in der Region einsteigen. In Bad Wimpfen wird die Wache am bestehenden Malteserstandort im Tal angesiedelt; die Johanniter müssen in Heilbronn einen Standort aufbauen.Künftig vier VerbändeDamit werden künftig vier statt zwei Verbände im Rettungsdienst der Region mitmischen. DRK-Chef Landzettel ist überzeugt, dass die beiden Neuen auch gute Arbeit leisten, Patienten keine Unterschiede spüren werden. Bis das neue System steht, hätten aber alle „noch alle Hände voll zu tun“. DRK-Rettungsdienstleiter Markus Stahl verdeutlicht, dass die Gutachter das bisherige System an Rettungsdienst-Standorten sonst als ausreichend eingestuft haben. Unterm Strich wird die Zeit, in der Notfallfahrzeuge zur Verfügung stehen, künftig im Stadt- und Landkreis um 710 Stunden pro Woche erhöht.Für den ASB hat das neue Zeitalter bereits begonnen. Seit eineinhalb Wochen ist ein zusätzlicher Rettungswagen in Heilbronn im Einsatz. Die neue Struktur werde deutliche Verbesserungen bringen, erwartet Vize-Rettungsdienstleiter Andreas Besteher. Gerade in der Stadt Heilbronn seien die Fahrzeuge rund um die Uhr im Einsatz gewesen. Der Schritt „war notwendig“.