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Datum & Uhrzeit: 2025-09-08
Autor: Nicole Theuer, Heilbronner Stimme
„Spritzenübergabe“ bei der örtlichen FeuerwehrBAD RAPPENAUDas Ende einer Ära: Die arbeitsmedizinischen Untersuchungen der Floriansjünger übernimmt zukünftig Dr. Mark Glasauer aus Fürfeld.Bild:Ende einer Ära: Dr. Lars Schubert (Mitte) übergibt unter den Augen des Bad Rappenauer Kommandanten Felix Mann symbolisch die Spritze an Dr. Mark Glasauer (links) . â Foto: Franz TheuerVon Nicole TheuerManch Passant reibt sich verwundert die Augen. Ohne, dass ein Signalhorn zu hören ist, rückt die Freiwillige Feuerwehr Bad Rappenau mit der Drehleiter in Fürfeld an und hält vor der Praxis von Dr. Mark Glasauer. Schnell wird klar: Es gibt keinen Notfall. Deshalb kann der Arzt auch ganz entspannt die Räumlichkeiten aufschließen und seine Besucher begrüßen. Allen voran den Arzt-Kollegen Dr. Lars Schubert und den Feuerwehrkommandanten Felix Mann.Der hat, neben der Drehleiter noch einen Ergometer mitgebracht. Warum? Die Auflösung gibt’s etwas später. An diesem Tag endet jedenfalls eine Ära. Schubert reicht die symbolische Spritze an seinen Kollegen weiter, der zukünftig die arbeitsmedizinische Untersuchung für die Atemschutzgeräteträger durchführen wird. „Das ist nach der langen Zeit auch eine emotionale Sache“, erklärt Mann.Er berichtet von dem „Ärztemangel im Bereich der Arbeitsmedizin. „Deshalb sind wir froh, dass wir auch zukünftig im Stadtgebiet betreut werden können.“ Um Glasauer mit der Untersuchung der etwa 120 Atemschutzgeräteträger betrauen zu können, nutzt die Feuerwehr eine Ausnahmeregelung. Mann: „Der zunehmende Mangel an Arbeitsmedizinern brachte bereits vor Jahren die gesetzliche Unfallversicherung dazu, für die rund 24âÂÂÂÂ000 Feuerwehren in Deutschland eine Ausnahme einzuführen, dass die Eignungsuntersuchung der Atemschutzgeräteträger auch von Allgemeinmedizinern durchgeführt werden kann.“Alternative Mann erklärt: „Als ein in Notfallsituationen erfahrener Internist, der unter anderem auch als Leitender Notarzt qualifiziert ist, unterstellen wir, dass er geeignet ist.“ Die Alternative, wenn sich Glasauer nicht bereit erklärt hätte? „Unsere Atemschutzgeräteträger hätten nach Heilbronn fahren müssen. Das hätte aber bedeutet, dass sie als Ehrenamtliche Urlaub oder Freizeit opfern müssen, um die Untersuchung zu machen.“ Noch ein weiterer Punkt spricht für den Fürfelder Doktor. „Man braucht als Atemschutzgeräteträger ein Vertrauensverhältnis zu seinem Arzt. Deshalb wollten wir einen festen Ansprechpartner und vermeiden, dass jede Untersuchung von einem anderen Arzt durchgeführt wird, wie das bei manchen Instituten der Fall ist.“Schubert stellt rückblickend fest: „Es ist gut, wenn man diese Untersuchungen in einer laufenden Praxis mit der dortigen Infrastruktur macht.“ Seinem Nachfolger gibt der 65-Jährige den Rat: „Zielführend und praxisorientiert an die Untersuchungen heranzugehen.“Bevor Mark Glasauer der Rettungsorganisation sein Ja-Wort gab, hatte er sich informiert, was zu leisten ist, welche Vorschriften es gibt, und überlegt, ob er das alles auch leisten kann. „Ich wollte nichts versprechen, was ich nicht halten kann.“ Was wird im Rahmen der Untersuchung eigentlich untersucht? Schubert zählt auf: „Seh- sowie Hörtest, Laboruntersuchung, Lungenfunktionstest und Belastungs-EKG.“ Für das Letztgenannte ist das mitgebrachte Ergometer angedacht. Wieso aber auch ein Seh- und Hörtest? „Die Scheibe des Atemschutzgerätes beschlägt, das muss man beachten.“ Aber auch bei einer beschlagenen Scheibe muss der Kamerad noch was erkennen können. „Beispielsweise bei einem Einsatz mit Gefahrgut die Beschreibung der gelagerten Stoffe.“Warnton Und der Hörtest? „Ist wichtig, damit die Kameraden den Warnton hören, der anzeigt, dass die Flaschen leer werden. Genau auf diesen Ton sind die Hörtests ausgerichtet.“ Nach all diesen Einführungen geht es an den symbolischen Akt der Spritzenübergabe. Die findet, – stilgerecht – mittels Drehleiter statt. Schubert überreicht, im Korb in luftiger Höhe stehend, die Spritze an Glasauer, der sie am Praxisfenster entgegennimmt.„Das ist nach der langen Zeit auch eine emotionale Sache.“Felix Mann„Ich wollte nichts versprechen, was ich nicht halten kann.“Dr. Mark GlasauerAtemschutzgerät:Für Kommandant Felix Mann ist es von essentieller Bedeutung, genügend Atemschutzgeräteträger im Einsatz zu haben. „Wir haben grundsätzlich den Anspruch, dass jeder in der Lage ist, Atemschutzgeräteträger zu werden“, macht er deutlich, „allerdings haben wir festgestellt, dass wir ab und zu geben und jedem seinen Platz bieten müssen.“ Ob sich jemand die Position des Atemschutzgeräteträgers zutraut und wenn ja, wie lange, hängt nach Ansicht der Mediziner auch von Selbsteinschätzung der Aktiven ab – wie es auch im Einsatz auf die Selbsteinschätzung ankommt. „Die höchste Gefahr ist das Eigenverhalten“, macht Dr. Lars Schubert deutlich, „man muss aufmerksam sein, auf den Körper hören und immer noch den Rückweg einplanen.“ nit