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Datum & Uhrzeit: 2011-03-03
Autor: Rolf Muth, HSt
Ende des Jahres soll die integrierte Leitstelle in Heilbronn in Betrieb gehen. Hier laufen sämtliche Notrufe auf vom Herzinfarkt bis zum Großbrand. Das stellt die Rettungskräfte im Vorfeld vor neue Herausforderungen. Die Alarm- und Ausrückeordnung der Feuerwehren wurde fortgeschrieben und mit einem Regelwerk des Innenministeriums abgeglichen. "Jeder Bürger muss bei einem vergleichbaren Ereignis die gleiche Hilfe erhalten", nennt Kreisbrandmeister Uwe Vogel das Ziel. Die Disponenten in der künftigen Leitstelle sollen Notrufe nach einer klar definierten Liste abarbeiten. Darin sind 50 Stichworte für Brandfall und technische Hilfe enthalten, unterteilt in vier Stufen.Klare InformationenKernstück ist ein Rechner, der zurzeit mit den entsprechenden Infos gefüttert wird. Etwa über die Tagesverfügbarkeit einer Wehr. Sollte die Mannschaftsstärke nicht zur Verfügung stehen, alarmiert der Rechner automatisch die Nachbarwehr. Hinterlegt sind hier auch die Nummern des örtlichen Wassermeisters oder des Betriebselektrikers, der den Strom abschalten kann. Bei einem Wohnungsbrand, Stufe 2, ist weiterhin nur die örtliche Wehr gefordert. Ist ein Menschenleben in Gefahr und wird diese Info bereits beim Notruf mitgeliefert, gibt der Disponent die Stufe 3 ein. Die Nachbarschaftshilfe rückt gleichzeitig aus.Kellerbrand? So kurios es klingt: Auch hier wird die Drehleiter sofort auf die Reise geschickt. "Rauchentwicklung im Keller heißt immer auch ein verrauchtes Treppenhaus", sagt Vogel. Wer im Dachgeschoss wohnt, kommt also nur über eine Drehleiter in Sicherheit. Auch bei Altenheimen wird bei Eingang des Notrufs sofort eine der elf Drehleitern im Landkreis alarmiert.In vielen Fällen oblag es bisher dem zuständigen Kommandanten vor Ort, Kräfte nachzufordern. Die Automatik, die die neue Alarm- und Ausrückeordnung bekommt, hat den Vorteil, dass mehr kompetente Hilfe und Ausrüstung schneller vor Ort ist. Die Hilfsfrist von elf Minuten wurde auf zehn reduziert. Auch die Drehleiter, für die es diese Maßgabe bislang nicht gab, hat künftig in dieser Zeit einzutreffen.Diese Vorgangsweise ist auch bei der technischen Hilfe hinterlegt. Wird also beim Notruf eine eingeklemmte Person gemeldet, fährt automatisch ein zweites Fahrzeug mit einem Rüstsatz also Schere und Spreizer los, um eventuell auch eine nicht gemeldete zweite Personen freizuschneiden. "Mit einem zweiten Satz", so Vogel, "ist man auch darauf eingestellt, falls eines der technischen Geräte versagt."FortschrittDer Chef des Kreisfeuerwehrverbandes Heilbronn, Reinhold Gall, begrüßt diesen Fortschritt: "Egal wie groß die Kommune ist oder wie gut eine Feuerwehr ausgestattet ist jeder Bürger wird gleich behandelt." Diese noch bessere Zusammenarbeit schwäche weder die kleinen Einheiten noch würden die Großwehren aufgewertet. Vogel: "Grundlage ist weiterhin die direkte Nachbarschaftshilfe."Kritik, etwa aus Neckarwestheim, wo Bürgermeister Mario Dürr den vorsorglichen Einsatz von gleichzeitig zwei Sätzen Rettungsscheren und Spreizern für überzogen hält, versteht Gall nicht. "Wir haben das Thema in der Feuerwehr breit diskutiert und großen Konsens erzielt." Allerdings seien kleine Korrekturen auch nicht ausgeschlossen: "Nichts ist in Stein gemeißelt."PersonalstandIm Landkreis Heilbronn leisten fast 6200 Männer und Frauen Dienst bei den 46 freiwilligen Feuerwehren, davon fast 3900 aktiv. Diese sind in 106 Abteilungen aufgeteilt. Dazu kommen weitere 359 Aktive bei den sechs Werkfeuerwehren. Sie alle sind von der neuen Alarm- und Ausrückeordnung betroffen. Kreisbrandmeister Uwe Vogel wird die Veränderungen bei der Dienstversammlung am Samstag, 12. März, in Weinsberg erläutern. Mit einzelnenen Wehren gebe es noch Abstimmungsgespräche.