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Datum & Uhrzeit: 2022-11-24
Autor: Nicole Theuer, HSt
Das durchdringende Geräusch der Wollenberger Sirene auf dem Dach der Verwaltungsstelle reißt die Bewohner am Freitagsabend aus der Abendruhe. Es dauert nicht lange, bis das erste Martinshorn zu hören ist und die Freiwillige Feuerwehr Bad Rappenau, Abteilung Wollenberg, am Einsatzort ankommt. Dichter Rauch dringt aus dem Feuerwehrhaus. Schnell machen sich die ersten Einsatzkräfte auf, um der Rauchentwicklung auf den Grund zu gehen. Was so realistisch wirkt, die Anwohner aufschreckt und schnell die ersten Schaulustigen auf den Plan ruft, ist glücklicherweise nur eine gemeinsame, kreisübergreifende Übung, bei der auch die Wehren aus Bargen und Hüffenhardt alarmiert werden. „Wir simulieren den Brand einer Autowerkstatt“, erzählt Harald Scholz, Kommandant der Abteilung Wollenberg. „Im Gebäude befinden sich noch drei Personen, die vermisst sind.“ Sieben Minuten nach der Alarmierung treffen die beiden Fahrzeuge aus Bargen ein und machen sich sofort daran, die Kollegen aus Wollenberg bei der Suche nach den vermissten Personen zu unterstützen. Gleichzeitig beginnt ein zweiter Trupp, den Flüssiggas-Tank vor der Verwaltungsstelle zu kühlen. „Wenn es ein realer Einsatz wäre, käme selbstverständlich noch der Löschzug aus Bad Rappenau“, sagt Scholz. „Auf dessen Alarmierung haben wir bewusst verzichtet“.Es ist eine besondere geografisch-politische Situation im Wollenbachtal. Zwar trennen die Gemeinden Hüffenhardt, Bad Rappenau-Wollenberg und Helmstadt-Bargen nur wenige Kilometer, doch politisch haben sie verschiedene Zugehörigkeiten. Das selbstständige Hüffenhardt gehört zum Neckar-Odenwald-Kreis, Wollenberg ist der kleinste Bad Rappenauer Stadtteil im Landkreis Heilbronn, während Bargen zur Gemeinde Helmstadt gehört und damit zum Rhein-Neckar-Kreis. Zudem sind es zwei verschiedene Regierungspräsidien, die hier im Tal zuständig sind. Wie funktioniert dann die Zusammenarbeit im Ernstfall? Gelingt es, die drei Feuerwehren zeitnah durch die Leitstellen in Ladenburg, Heilbronn und Mosbach alarmieren zu lassen? „Es ist sehr gut gelaufen, alles zu meiner vollsten Zufriedenheit“, befindet Übungsbeobachter Thomas Wachno und stellt fest: „Jeder Landkreis hat seine eigenen Abläufe, deshalb ist es wichtig, dass man solche Übungen macht, auch, um sich gegenseitig kennenzulernen.“ Denn, darin sind sich die Verantwortlichen einig, die Zusammenarbeit soll aufrechterhalten und ausgebaut werden. Dass die Zusammenarbeit im Wollenbachtal unter den Feuerwehren gestärkt werden soll, bekräftigen auch Ilja Woitaschek, stellvertretender Abteilungskommandant aus Wollenberg, Kommandant Torsten Heiß aus Hüffenhardt und Thomas Hönig, Abteilungskommandant der Freiwilligen Feuerwehr Helmstadt-Bargen, Abteilung Bargen. Bei der Feuerwehrübung werden die ersten beiden Verletzten ins Freie gebracht und untersucht. In der verrauchten Halle stoßen die Retter auf mehrere Propangasflaschen, die eilig ins Freie gebracht werden. Während die Rettungskräfte aus Wollenberg und Bargen Hand in Hand arbeiten, taucht am Abendhimmel Blaulicht auf.Hürden Die Hüffenhardter Feuer]wehr ist auf dem Weg zur Einsatzstelle und muss schon auf der Anfahrt die ersten Hürden meistern. „Die Straße war nass, es war neblig und matschig“, macht Kommandant Torsten Heiß später klar. „Deshalb habe ich auch nur einen sehr erfahrenen Fahrer fahren lassen.“ Bei der Straße handelt sich um einen einspurigen Wirtschaftsweg, den die Hüffenhardter während der Baustelle am Ortseingang von Wollenberg nutzen müssen. Nicht das einzige Problem, wie Heiß, Haffelder und Hönig unisono konstatieren. „Die Wasserversorgung ist bei uns tatsächlich ein Thema“, bestätigt Haffelder. Das soll sich im kommenden Jahr ändern, wenn der Wasserzweckverband einen Behälter baut, um die Situation zu verbessern.Alarmierung in drei LandkreisenFährt man von Hüffenhardt nach Bargen, fallen höchstens jene Schilder auf, die auf das Verlassen des Neckar-Odenwald-Kreises und des Heilbronner Landes hinweisen. Das bedeutet aber auch, dass auf dieser kurzen Strecke drei verschiedene Landkreise und damit verschiedene Rettungsleitstellen verschiedene Alarmierungen aufeinandertreffen. Denn im Rhein-Neckar-Kreis hat man bereits auf Digitalfunk umgestellt, im Landkreis Heilbronn soll die Umstellung im Laufe des nächsten Jahres erfolgen, und auch Hüffenhardt funkt noch analog. „Mit dieser Übung wollen wir ein Gefühl gewinnen über Abläufe und den Zeitfaktor“, sagt Ilja Woitaschek, stellvertretender Abteilungskommandant aus Wollenberg, „denn anders als in anderen Bundesländern muss der Disponent in Heilbronn die beiden anderen Leitstellen anrufen und kann nicht einen Einsatz für alle drei Wehren aufmachen.“