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Datum & Uhrzeit: 2020-08-30

Autor: Elfi Hofmann – HST

Serie:So funktioniert dasVon HST- RedakteurinElfi HofmannWenn es brennt, kommt die Feuerwehr. Darauf verlassen sich die Menschen, auch in Bad Rappenau. Doch im Gegensatz zu Heilbronn, wo es eine Berufsfeuerwehr gibt, sind die Mitglieder in der Kurstadt freiwillig dabei, bekommen also kein Gehalt und fahren zu den Einsätzen in ihrer Freizeit oder während sie arbeiten.Sie lassen alles stehen und liegen, um so schnell wie möglich an den Einsatzort zu kommen.Spagat „Das ist oft ein Spagat“, erzählt Timo Hofmann. Den passenden Moment, um auszurücken, gebe es selten. Wenn er gerade mit einem Kunden im Gespräch sei und sein Pager piept, muss er eigentlich direkt los und alles stehen und liegen lassen. Das führe oft zu Irritationen, obwohl auch Verständnis für die Situation da sei. „Ich möchte den Kunden ja nicht verlieren, aber auch meinem Ehrenamt nachkommen“, sagt Timo Hofmann.Höchstens zehn Minuten sollten zwischen Alarm und Eintreffen am Einsatzort liegen. Das klappe meistens, betont Felix Mann. Der Stadtkommandant der Bad Rappenauer Feuerwehr übt diese Aufgabe hauptberuflich aus, wird wie die anderen Kameraden auch nachts aus dem Bett geklingelt. Dann muss es schnell gehen: Im Feuerwehrhaus ziehen sich die Einsatzkräfte um und besteigen die Fahrzeuge. „Meistens schaffen wir alles innerhalb der vorgegebenen Zeit, manchmal sogar schneller“, sagt Mann.Für das Privatleben bedeutet die freiwillige Arbeit viele Einschränkungen. „Manchmal kann man sein Steak dann nicht mehr fertig grillen“, gibt Timo Hofmann zu. Als seine Tochter vor einigen Wochen ihren Geburtstag feierte, entgingen ihm die Spare Ribs, die gerade durch waren. Stattdessen fuhren er und zahlreiche andere Kameraden auf den Hof von Jörg Zimmermann. Dort war in einem Heulager Feuer ausgebrochen, der Einsatz dauerte bis zum nächsten Tag.„Wenn man bei der Feuerwehr ist, braucht man auf jeden Fall einen starken Rückhalt und viel Verständnis innerhalb der Familie“, sagt Thomas Wachno. Nach zwei Einsatznächten hintereinander merke man tagsüber, wie sehr der Schlaf fehlt. Immerhin: Seine Frau, die früher immer aufgewacht sei, bekomme gar nicht mehr mit, wenn er verschwindet. „Meine schließt mir sogar noch die Tür auf“, erzählt Timo Hofmann lachend und ein wenig stolz. „Sie ist ein Traum von einer Frau.“Doch die Einsatzbereitschaft hat auch Grenzen. Nämlich dann, wenn eine neue Gefahr entstehen würde. „Die Kinder würde ich niemals alleine lassen“, so Hofmann. Auch während der Arbeit gebe es Grenzen, ergänzt Wachno, der Brauer bei Häffner Bräu ist: „Wenn ich gerade abfülle, kann ich nicht weg.“Fehlalarm Deshalb ist es um so ärgerlicher, wenn die Männer und Frauen wegen eines Fehlalarms ausrücken müssen, denn auch dann werden alle Abteilungen informiert. „Es werden 70 Leute benachrichtigt, die her rasen, um anderen zu helfen“, erklärt Felix Mann. Viele wüssten nicht, was sie auslösen, wenn sie wegen Kleinigkeiten anrufen. Meistens stecke zwar keine Böswilligkeit dahinter, ärgerlich sei es aber trotzdem, wenn man innerhalb weniger Tage immer wieder an den gleichen Ort gerufen werde, weil unachtsam mit einem Rauchmelder umgegangen wird.Doch bei allen Einschränkungen: Die Arbeit bei der Freiwilligen Feuerwehr berge viel Positives. „Die Kameradschaft und der Zusammenhalt untereinander sind super“, sagt Thomas Wachno. Gemeinsam bewege man etwas und schütze seine Mitmenschen. Auch für Arbeitgeber kann ein Feuerwehrmann viele Vorteile haben. „Sie haben dann gleich einen Brandschutzhelfer vor Ort“, sagt Timo Hofmann. Trotz aller Unplanbarkeit entstehe für die Bürger Verlässlichkeit, so Mann. „Es ist unsere Pflicht, den Menschen zu helfen und sie zu schützen.“Timo Hofmann (links) und Thomas Wachno sind Mitglieder der Freiwilligen Feuerwehr. Im Alltag bringt das Ehrenamt oft Einschränkungen mit sich.Foto: Elfi Hofmann