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Datum & Uhrzeit: 2019-10-02

Autor: Nicole Theuer – Heilbronner Stimme

Sieben Tage die Woche, 24 Stunden am Tag und das 365 Tage im Jahr: So sieht die Einsatzbereitschaft der Feuerwehr aus. Damit im Ernstfall alles funktioniert, wird den Einsatzkräften einmal jährlich eine Hauptübung abverlangt. Die Freiwillige Feuerwehr Bad Rappenau hat ihre Schlagkraft zusammen mit ihren Abteilungen Bad Rappenau, Babstadt, Heinsheim und Wollenberg am Samstagnachmittag bei der Jahreshauptübung in der Mediclin-Kraichgau-Klinik unter Beweis gestellt. Das Szenario, das die Verantwortlichen um Kommandant Felix Mann ausgearbeitet hatten, hatte es in sich. Dichter, beißender Qualm dringt aus einem Fenster im dritten Obergeschoss, die Rauchsäule ist weit über das Klinikdach hinweg zu sehen und weist den Rettern den Weg. Die Blaulichter flackern, die Martinshörner sind an diesem ruhigen Nachmittag weithin zu hören und sorgen für Aufmerksamkeit. „Zunächst sieht es so aus, als würde der Rauch aus dem Treppenhaus und dem Aufzugsschacht kommen“, erklärt Mann den Beobachtern um Oberbürgermeister Sebastian Frei und Verwaltungsleiterin Kira Schmid. Doch schon bei der ersten Erkundung stellt sich heraus, dass der Rauch aus einem Hauswirtschaftsraum kommt. Panik Kaum sind die ersten Retter eingetroffen, stolpert ihnen der rußverschmierte Haustechniker in die Arme. Seine Befragung steht an erster Stelle. Doch sie bringt die Einsatzkräfte nicht weiter: In seiner Aufregung macht der verstörte Mann falsche Angaben, die Zahl der zu Rettenden ist nicht richtig. „Nun folgt die zweite Phase der Erkundung in Frontalansicht“, erläutert Kommandant Mann den Beobachtern. Die Einsatzkräfte entdecken ein gekipptes Fenster. Inzwischen hat sich der Rauch über das gesamte Stockwerk ausgebreitet, wie ein Blick ins Innere zeigt, der Phase drei markiert. Derweil treffen immer mehr Fahrzeuge und Einsatzkräfte ein, die Drehleiter ausgefahren, was bei der räumlichen Enge vor der Klinik Millimeterarbeiter gleichkommt. Fenstersturz „In Phase vier folgt die Rundumansicht des Gebäudes“, weiß Mann. Seine Leute nehmen die Rückseite in Augenschein. Dort steht auf einem Balkon ein aufgeregter Patient, der lautstark ruft, dass ihm der Rettungsweg abgeschnitten sei und er deshalb er aus dem dritten Obergeschoss springen möchte. Dass so etwas passieren kann, haben die Einsatzkräfte geahnt. Zwei Atemschutzgeräteträger nahen mit dem Sprungretter. „Alleine die Ausrüstung wiegt 20 Kilogramm, der Sprungretter noch einmal 70 Kilogramm“, macht Mann deutlich. Während der Sprungretter in Position gebracht wird und Oliver Freyer, der den verängstigten Patienten mimt, eine 70 Kilogramm schwere Übungspuppe hineinwirft, gehen im Inneren des Gebäudes die Rettungsarbeiten weiter. Ein Rauchabschluss wird angebracht, damit sich der Rauch nicht weiter ausbreitet. Zwei bewusstlose Personen, 70 Kilogramm schwere Puppen, werden herausgetragen. Zwei Mitglieder der Jugendfeuerwehr, die ebenfalls eingeschlossene Patienten mimen, werden über das vor dem Gebäude stehende Baugerüst gerettet. Herzinfarkt Schweiß rinnt den Männern über die Gesichter, es ist schwül, die Luft ist stickig und aus einem Lautsprecher dringen unablässig laute Geräusche. „Das machen wir, um den Stresslevel, der bei einem solchen Einsatz herrscht, zu simulieren“, erläutert Mann, der das Tun mit Argusaugen überblickt. Plötzlich rücken weitere Atemschutzgeräteträger nach. „Wir spielen jetzt ein Szenario, dass ein Feuerwehrmann einen Herzinfarkt oder Kreislaufkollaps erlitten hat und gerettet werden muss.“ Am Ende haben die 42 Einsatzkräfte alle eingeschlossenen Patienten gerettet und den Brand gelöscht. Der OB zieht ein Fazit: „Ich bin froh, dass wir eine so schlagkräftige Wehr haben, auf die wir uns jederzeit verlassen können“, zollt Sebastian Frei den Rettern Respekt.Bilder: Nicole TheuerBild 1:Mission erfüllt: Die Einsatzkräfte haben eine bewusstlose Person gefunden und geborgen. Jetzt bringen sie den Verletzten aus dem verrauchten Gebäude.Bild 2:Auch damit müssen die Einsatzkräfte umgehen können: Ein aufdringlicher Reporter, gespielt von Felix Mann (braune Lederjacke), will sofort Informationen und setzt die Feuerwehrleute unter Druck.Hinter den KulissenDie Mediclin-Kraichgau-Klinik verfügt über 199 Betten und ist derzeit vollbelegt. Das Szenario, das am Samstag geübt wurde, ist laut Kommandant Felix Mann etwas überzeichnet, aber realistisch. „Wir hatten in den vergangenen Jahren immer wieder Einsätze in den verschiedenen Kliniken.“ Auch in der Mediclin-Klinik, wo ein durchgeschmorter Durchlaufkühler die Brandbekämpfer auf den Plan gerufen hat. Waren die Mitglieder der Jugendfeuerwehr bei dieser Übung nur als Statisten beteiligt, so sind sie übermorgen, am Tag der Deutschen Einheit, beim Maus-Türöffner-Tag voll gefordert. Kinder und Jugendliche zwischen neun und 17 Jahren konnten sich für diese Veranstaltung anmelden und haben am Donnerstag die Möglichkeit, die Tätigkeit bei der Feuerwehr kennenzulernen. „Eigentlich ist die Anmeldefrist seit dem Wochenende vorbei, doch sollte der eine oder andere noch Lust haben, bei uns vorbeizukommen, schicken wir ihn sicherlich nicht weg“, verspricht Mann. nit