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Datum & Uhrzeit: 2018-08-14

Autor: Nicole Theuer, HSt

Einsätze auf der Autobahn sind eine besondere HerausforderungDer Ausbau der A6 stellt nicht nur Kraftfahrer auf eine Geduldsprobe, auch Rettungsdienste wie die Freiwillige Feuerwehr Bad Rappenau bekommen gestiegenes Verkehrsaufkommen und beengte Platzverhältnisse zu spüren.Vor Beginn der Baumaßnahmen hatte die Rappenauer Hilfsorganisation nur einen Autobahnabschnitt in Fahrtrichtung Mannheim, zwischen den Anschlussstellen Bad Rappenau und Sinsheim-Steinsfurt zu bearbeiten. Im Zuge der Baustelle gibt es eine spezielle Alarm- und Ausrückeordnung (AAO). Die teilt den Bereich in sechs Segmente ein und sieht vor, dass die Rappenauer auch in Richtung Heilbronn auf die Autobahn gehen. Wobei: Der Baustellenbereich ist für Retter gar nicht das große Problem.Herausforderung „Im ganzen Jahr 2017 hatten wir zehn Einsätze auf der Autobahn, dieses Jahr waren es bis Anfang August bereits 15, darunter vier Fahrzeugbrände“, zählt Kommandant Felix Mann auf und schiebt nach: „Allerdings waren nur drei der 15 Einsätze im Baustellenbereich, so dass man sagen kann, die Baustelle bereitet uns nicht wesentlich mehr Probleme.“ Aber sie birgt einige Herausforderungen. Etwa das Bilden einer Rettungsgasse: „Oft stehen die Lkw verbotswidrig mehrreihig auf der Fahrbahn“, stellt Mann fest. „Wir können auch beobachten, dass vor allem ausländische Fahrer keinen Platz machen.“ Das sei frustrierend. „Wir wollen auf der Anfahrt möglichst wenig Zeit verlieren und stellen dann oft fest, dass zwar für das erste Auto eine Rettungsgasse gebildet wird, danach die Fahrzeuge aber voreilig wieder zusammenfahren, so dass es kein Durchkommen mehr gibt.“Zu enge Fahrbahnen Für den Baustellenbereich auf der A6, den die Rappenauer betreuen, gilt das aber nur bedingt, denn, „dort ist es gar nicht mehr möglich, eine Rettungsgasse zu bilden, da die Fahrbahnen zu eng sind.“ Das erhöht übrigens auch die Unfallgefahr für die Retter. Deshalb sieht die AAO auch vor, dass bei Unfällen von jeder Seite Rettungsfahrzeuge auf die Autobahn auffahren können. „Notfalls auch entgegen der Fahrtrichtung. Allerdings nur in enger Absprache mit der Polizei, wenn es eine Vollsperrung gibt und wenn sichergestellt ist, dass auf keinem Parkplatz mehr ein Fahrzeug steht, das auf die Autobahn fahren kann.“ Für Mann und seine Kollegen liegt der Schwerpunkt der Einsätze auf Höhe von Grombach, beim Parkplatz Bauernwald mit seiner langen Geraden.Verheerend Warum es gerade dort so häufig kracht, darüber könne man nur spekulieren. Mann vermutet: „In der Baustelle sind die Fahrer hochkonzentriert, möglicherweise lässt die Konzentration dann auf der langen Geraden nach.“ Das, was die Retter gerade bei Lkw-Unfällen, die das Gros der Einsätze ausmachen, vorfinden, ist oft verheerend. „Auf der Autobahn wirken durch die Geschwindigkeiten und die Massen höhere Kräfte.“Für die technisch anspruchsvollen Einsätze, brauche es gewisse Routine. Wobei: Einsätze auf den Landes- und Kreisstraßen seien psychisch belastender: „Denn da rücken wir in den Bereichen aus, in denen wir wohnen.“ Und fast jedes Mal kenne einer der Helfer das Unfallopfer. Als Beispiel nennt Mann den Frontalzusammenstoß im Jahr 2015 nahe Bonfeld mit vier Toten. „Darunter waren zwei Kinder. Das ist ganz besonders belastend.“Nachbetrachtung Deshalb legen seine Kollegen und er auch großen Wert auf die Nachbetrachtung. „Wir entscheiden jedes Mal aufs Neue, ob wir ein sogenanntes Debriefing anbieten.“ Und auch dieses habe sich gewandelt. „Heute spricht man offener darüber, wie man einen Einsatz erlebt hat.“ So gelinge es, die Vorgänge besser einzuordnen und Bilder, die vor dem geistigen Auge ablaufen, ins richtige Licht zu rücken. „Heute spricht man offener darüber,wie man einen Einsatz erlebt hat.“Bild: Einsätze auf der Autobahn sind eine besondere Herausforderung (Quelle: Nicole Theuer, HSt)