Informationen
Datum & Uhrzeit: 2012-04-03
Autor: Stefanie Pfäffle, HSt, www.lesebar.net
Yilmaz Akdogan war vor 25 Jahren der erste Migrant bei der Bonfelder FeuerwehrSeine Mutter war unheimlich stolz. Ich musste mich extra für sie fotografieren lassen, erzählt Yilmaz Akdogan. Der Bonfelder wurde kürzlich für seine 25- jährige aktive Tätigkeit bei der Freiwilligen Feuerwehr ausgezeichnet. Die Reaktion seiner Mutter ist ein deutliches Zeichen dafür, wie wichtig es seinen türkischen Eltern schon immer war, dass sich ihre Kinder in Deutschland integrieren und wohl fühlen. Dass er tatsächlich zu den Floriansjüngern ging, ist trotzdem nicht selbstverständlich. Damals war Akdogan der erste Migrant bei der Rappenauer Wehr und einer der ersten im gesamten Landkreis.Freundeskreis In Bonfeld selber war es aber keine Besonderheit, wie sich Frank Rieth erinnert. Der ist heute Abteilungskommandant und damals mit Akdogan gemeinsam zur Jugendfeuerwehr gekommen. "Wir waren ein Freundeskreis, der auch so ständig unterwegs war. Und er war dabei nie der Türke." So beschreibt es auch der heute 39-Jährige selbst. "Wir waren alle zusammen in der Hauptschule in Bad Rappenau, die meisten allerdings eine Klasse höher als ich. Fußball spielte man gemeinsam, und auch sonst trafen sich die Kumpels nach der Schule zum Fahrrad fahren, Ausflüge machen und vielem mehr. Hauptsache draußen, das war das Wichtigste. Ich hatte nie türkische Freunde, alles war immer deutsch", erzählt der Einkäufer. Außer der eigenen Familie gab es keine weiteren Türken in Bonfeld. Die Freunde teilten alle seine Interessen kein Grund also, sich andere zu suchen. Ein älterer Bruder war schon bei der Jugendfeuerwehr. Als diese eine neue Gruppe startete, ging die Clique geschlossen hin. Von den zehn sind heute noch sechs bei der Truppe. "Meine Eltern haben sich damals richtig gefreut, für sie war es selbstverständlich, dass ich mich für die Gemeinschaft einsetze." Akdogan bleibt aber der einzige der acht Geschwister, der zur Wehr geht. Nur die Nichte zieht noch mit. Akdogan ist froh, dass sich Vater und Mutter in dieser Hinsicht für ihre Kinder sorgten. Früher als viele andere hätten sie den Hebel umgelegt und realisiert, dass sie in Deutschland bleiben werden. Denn an den Eltern liegt es seiner Meinung nach, dass in seiner Generation noch so wenige Migranten bei der Feuerwehr sind. Die beeinflussen schließlich, wie ihre Kinder aufwachsen. Das werde zwar besser, doch immer noch sind andere Türken sehr überrascht, wenn er von seinem Hobby erzählt.Staatsbürger Der bald zweifache Vater, die Tochter ist unterwegs, hat sich immer wohl gefühlt. Das Gemeinschaftsgefühl sei stark, er ist stolz darauf, dabei zu sein. Nach der Jugendfeuerwehr war es ein logischer Schluss, den Vorbildern aus den Reihen der Aktiven nachzueifern. "Auch wenn ich nie ein schlechtes Wort gehört habe, wollte ich trotzdem beweisen, dass ich das kann", gibt Akdogan zu, der schon viele Jahre die deutsche Staatsbürgerschaft hat. Auch wenn er heute beruflich etwas kürzer treten muss bei den Floriansjünger, ist ihm das Hobby noch sehr wichtig. "Sogar mein dreijähriger Sohn will an Fasching Feuerwehrmann werden."Hintergrund: Mitmachen
Überraschung ist das Erste, was Yilmaz Akdogan bemerkt, wenn er türkischen Freunden von seinem Hobby erzählt. Aber auch Interesse. "Sie setzen es bloß nicht um, irgendwie fehlt der letzte Schub", stellt er fest. "Vielleicht müsste man die Kinder schon in den Schulen begeistern." Die deutsche Staatsbürgerschaft muss man nämlich nicht haben, um aktiv bei der Freiwilligen Feuerwehr mitzumachen. Der Aspirant muss vor Ort leben, darf nicht vorbestraft und muss gesundheitlich zum Feuerwehrdienst tauglich sein.Text zum Bild:
Selbst heute noch etwas besonderes: Der türkischstämmige Yilmaz Akdogan ist seit 25 Jahren Mitglied bei der Freiwilligen Feuerwehr in BonfeldFoto: Stefanie Pfäffle